Ist Kunst wirklich gut für mich? Die Rolle der Künste in der Medizin ist ein äußerst wichtiges Thema – sowohl für die Kunstgeschichte als auch die medizinische Praxis der Zukunft. Kunst mit Wohlbefinden und Heilung in Verbindung zu bringen, liegt eigentlich auf der Hand. Daher könnte man auch davon ausgehen, dass der Einfluss von Kunst auf unser Wohlbefinden rein ästhetischer Natur ist.
Kunst hat einen starken Einfluss auf die Umgebung und damit auch auf die Art, wie wir diese Umgebung wahrnehmen. Sie bringt etwas Menschlichkeit in einen abweisenden Krankenhausflur und Leben in ein eintöniges Büro. Sie unterstreicht die menschliche und soziale Rolle steriler oder funktionaler Räume.Indem man die Umgebung menschlicher gestaltet und verschönert, lassen sich Ängste und Traurigkeit verringern. Gleichzeitig wird die allgemeine Stimmung und Produktivität verbessert. Für manche dient sie auch als Inspiration zur Meditation oder quasireligiöser geistiger Erneuerung.
Die Verschönerung des Raums spielt bei der Wirkung der Kunst auf unser Wohlbefinden eine große Rolle. Schreibt man dies jedoch nur der Ästhetik zu, würde man die volle Kraft der Kunst unterschätzen. Für eine rein optisch-ästhetische Veränderung wäre es mit einer Renovierung der Architektur, einer extravaganten Glühbirne, einem bequemen Sessel und einem neuen Anstrich getan.
Die APPG-Arbeitsgruppe der britischen Regierung hat 2017 einen Bericht zum Zusammenhang zwischen Kunst und Gesundheit sowie Wohlbefinden mit einer Zusammenfassung der Ergebnisse aus zwei Jahren Forschung veröffentlicht. Der Bericht belegt, dass visuelle Kunst das mentale und körperliche Wohlbefinden auf verschiedenste Weise verbessert.
Ärzte verschreiben nun Kunst verschiedenster Formen als Mittel zur Krankheitsprävention. Das Projekt „Arts on Prescription“ (Kunst auf Rezept), das vom Arts Council England unterstützt wird, konnte zeigen, dass in Großbritannien Arztbesuche um 37 Prozent und Krankenhauseinweisungen um 27 Prozent zurückgehen, wenn Menschen Kunstgalerien und Museen besuchen. Der Bericht ruft zu einem Kulturwandel in unserer Gesundheitsversorgung auf und stellt fest, dass in Großbritannien noch unausgeschöpftes Potenzial bestehe, um die medizinische Versorgung durch Kunst zu unterstützen.
Weitere Erkenntnisse stützen diese Schlussfolgerung. 2006 entdeckte die Arbeitsgruppe für Kunst und Gesundheit des britischen Gesundheitsministeriums, dass auch Aspekte, die über das reine Wohlbefinden hinausgehen, wie die Dauer der stationären Behandlung und die Schmerztoleranz, durch Landschaftsbilder in Krankenhäusern signifikant verbessert wurden.
Der Parlamentsbericht bemerkt, dass Großbritannien hinter „anderen Ländern, wie Australien, Kuba und den skandinavischen Ländern, in erheblichem Maße“ zurückliege. Der Nutzen der Kunst ist kulturübergreifend und wird durch geografische Unterschiede nicht beeinträchtigt.
Wir sind stolz auf unsere Initiative Art for Care, durch die Kindern in Krankenhäusern Hunderte von Kunstpaketen gespendet werden konnten. Unser Ziel ist es, aktiv dazu beizutragen, dass die Kunst einen immer größeren Raum in Kliniken und der Gesundheitsversorgung einnimmt.
Der Nutzen der Kunsttherapie für die psychische Gesundheit
Auch selbst künstlerisch tätig zu sein, hat sich in Bezug auf unsere Gesundheit und Produktivität als vorteilhaft erwiesen. Mittlerweile gibt es in Medizinstudiengängen immer mehr Kunstkurse, unter anderem am Penn State College of Medicine in den USA, um einen persönlicheren Ansatz für die zunehmend unpersönliche Rolle von Medizinern zu fördern.
Durch Kunstkurse werden kreative Denkprozesse unterstützt und angestoßen, was wiederum die Kreativität und Produktivität steigert. Organisationen wie Arts Professional versuchen, für diese Vorteile zu sensibilisieren. Die körperliche Einbindung und Teilnahme an der Kunst ist dabei ebenso effektiv, wie sich in einem Umfeld aufzuhalten, in dem Kunst ausgestellt wird.
Mehr als 600 Museen und Galerien in Großbritannien haben das Thema Gesundheit und Wohlbefinden im Programm. Museen und Galerien sind mittlerweile Institutionen für die Förderung der öffentlichen Gesundheit auf kommunaler Ebene, wodurch die Kosten für den nationalen Gesundheitsdienst NHS gesenkt werden können. Diese Initiativen belegen, dass die Kunst weit mehr kann, als nur hübsch auszusehen – sie dient als probates Mittel zur Verbesserung und Erhaltung des Wohlbefindens und kann kranke Menschen auf dem Weg zur Genesung unterstützen.
Unsere Empfehlung lautet: Jeden Tag eine Dosis Kunst!