Ein Triptychon ist ein dreiteiliges Gemälde oder eine dreiteilige Tafel. Es wird häufig verwendet, um ein Narrativ hinzuzufügen, eine Abfolge zu erzeugen oder verschiedene Elemente desselben Sujets darzustellen, und das Triptychon ist seit jeher ein Mittel, um der visuellen Kunst eine weitere Dimension zu verleihen. Triptychen werden auch verwendet, um ein einzelnes Kunstwerk in drei Teile aufzuteilen oder drei Bilder zu einem zu verbinden.
Das Kraftvolle besteht darin, einerseits Kohärenz und gleichzeitig drei für sich stehende Werke zu erschaffen. Ein Grund, warum das Triptychon meist beliebter ist als beispielsweise ein Diptychon (bestehend aus zwei Teilen) oder Quadriptychon (vier Teile), liegt in der Wirkung der Zahl Drei. Von der religiösen Symbolik bis hin zur geschickten Darstellung von Anfang, Mitte und Ende einer Geschichte können dreiteilige Kunstwerke eine Reihe von Motiven aufnehmen – ob Ausgewogenheit und Muster bis hin zum Narrativ und zur Bedeutung.
Die Ursprünge des Triptychon
Der Begriff „Triptychon“ stammt vom griechischen Wort „tríptychos“, was „aus drei Lagen bestehend“ bedeutet. Die Vorstellung, dass aus drei Teilen Ebenen entstehen, die einem einzelnen Kunstwerk mehr Tiefe verleihen, steht bei einigen der nach wie vor berühmtesten Triptychen der Kunstgeschichte im Mittelpunkt.
Erstmals verwendet wurden Triptychen im Mittelalter zur Dekoration des Kirchenaltars. Triptychen zeigten biblische Geschichten und dienten als Unterstützung für das Gebet, weshalb sie im Christentum für die Visualisierung und Bezeugung der Frömmigkeit wichtig waren.
Häufige Motive in den Triptychen des 14. und 15. Jahrhunderts waren Abbildungen der Madonna mit ihrem Kind, der Geburt von Jesus und die Kreuzigung. Sie wurden häufig opulent und prunkvoll gerahmt und sind auch heute noch der Hauptblickpunkt auf dem Altar.
Das Triptychon im Wandel der Zeit
Beispiele für berühmte Triptychen reichen von „Der Garten der Lüste“ von Hieronymus Bosch über „The Pioneer“ (Der Pionier) von Frederick McCubbin bis hin zu Francis Bacons „Triptych August 1972“. Bacon wird allgemein mit dem Comeback des Triptychons in der modernen Kunst in Verbindung gebracht. Man geht davon aus, dass Francis Bacon von den 1940ern bis Ende der 80er Jahre 28 Triptychen unterschiedlichster Formate und Thematik gemalt hat.
Für Bacon waren das Triptychon ein Mittel zur Manifestation einer Serie von Bildern in seinem Kopf. Ein erwähnenswertes Zitat von ihm lautet: „Ich nehme an, ich könnte weit über das Triptychon hinausgehen und fünf oder sechs nebeneinanderstellen, ich halte aber das Triptychon für eine ausgewogenere Einheit.“ Für Bacon waren das Triptychon eine Serie, da ein Kunstwerk allein seine Ideen nicht präzise genug darstellen konnte.
Triptychen von zeitgenössischen Künstlern
Der Einfluss des Triptychons reicht bis in die zeitgenössischen Kunst und findet sich in verschiedensten Bereichen – ob Malerei, Bildhauerei oder Fotografie. Viele Künstler bei Rise Art folgen dieser Tradition und erschaffen Triptychen als Serie oder geteiltes Bild.
Der britische Fotograf Tommy Clarke hat sich mit seinen entrückten Luftaufnahmen von Menschen, der Natur und ihrer Interaktion miteinander einen Namen gemacht. Clarke reist um den ganzen Globus und seine Fotografien erkennt man sofort an dem fluoreszierenden Türkis des Meeres oder dem ästhetischen Arrangement der Sonnenliegen aus der Ferne.
Clarkes Castaways Triptych (Schiffbruch-Triptychon) ist eine Aufnahme im Querformat, die in drei Teile aufgeteilt wurde. Die Fortführung der Strandlinie, der Sand und die subtilen Verwirbelungen der Gischt erzeugen eine scheinbare Endlosigkeit. Die Verwendung des Triptychon-Formats spiegelt die Grenzenlosigkeit des Ozeans und der Küste wider und unterstreicht Clarkes Fähigkeit, die unendliche Weite der Welt von oben darzustellen. Während Francis Bacon das Triptychon einsetzte, um die Fortführung seiner Gedanken und Ideen zu zeigen, verwendet es Clarke zur Fortführung seines Sujets.
Roseline Al Oumami
Während „Castaways Triptych“ eindeutig dreigeteilt ist und mit einem Abstand zwischen jedem Bild präsentiert wird, geht die Mixed-Media-Künstlerin Roseline Al Oumami einen etwas anderen Weg. In ihrem Triptychon „Voyage“ verbindet sie alle drei Leinwände, mit fortgeführten Pinselstrichen, Farbspritzern und dynamischen Zeichen. Das Gemälde breitet sich über die Wand aus und die Leinwände sind eng aneinandergereiht, was den dynamischen Gesamteindruck unterstreicht. In Al Oumamis Kunst dreht sich alles um Energie, Emotionen und Stimmung und das Triptychon „Voyage“ bildet hier keine Ausnahme. Das Gemälde strotzt vor Kraft und Vitalität und die Komposition auf drei Leinwänden dient dazu, ein neuartiges Tiefengefühl zu erzeugen.
Kirsty O'Leary-Leeson
Kirsty O’Leary-Leeson erweitert ihre Zeichnungen häufig von einem Bild zum nächsten. Ähnlich wie bei Roseline Al Oumami erzeugt The Space Between Us (Der Raum zwischen uns) von O’Leary-Leeson eine schwungvolle Bewegung über beide Teile hinweg. Bei Melancholy Strings (Triptychon) verwendet sie ein anderes, vertikal angeordnetes Format. Außerdem besteht es aus einer Serie mit wiederholtem Sujet, jedoch unterschiedlichem Fokus. Mit ihrem fotorealistischen Stil imitiert O’Leary-Leeson Belichtung und Effekt der Schwarz-Weiß-Fotografie, wodurch einerseits ein einzelnes Bild, andererseits auch drei getrennte Bilder entstehen.