Die Beziehung von Frida Kahlo und Diego Rivera ist keine typische Liebesgeschichte... Ihre Streits waren unschön, sie hatten außereheliche Affären und ließen sich 1939 sogar scheiden – um sich nur ein Jahr später wieder das Jawort zu geben. 25 Jahre lang malte sich das Paar gegenseitig. Um uns einen Eindruck von ihrer einzigartigen und stürmischen Beziehung zu verschaffen, sehen wir uns die Gemälde „Frida und Diego Rivera“ (1931) sowie „Diego in meinen Gedanken“ (1943) etwas genauer an.
Hintergrund und erste Begegnung
Rivera war ein bedeutsamer Künstler des mexikanischen Muralismo, während Kahlo für ihre Selbstporträts bekannt war: 65 ihrer 150 Kunstwerke zeigen sie selbst. Die beiden begegneten sich, als Kahlo der mexikanischen kommunistischen Partei beitrat und Rat bei dem 20 Jahre älteren, erfahrenen Künstler suchte.
Die ersten Ehejahre
Das Paar heiratete 1929. Zwei Jahre später malte Kahlo das Hochzeitsporträt oben während eines Aufenthalts in San Francisco. Auf dem Band, das die Taube über dem Paar im Schnabel hält, steht: „Hier siehst du uns, mich, Frida Kahlo, mit meinem geliebten Ehemann Diego Rivera. Ich malte diese Bilder in der schönen Stadt San Francisco in Kalifornien für unseren Freund Herrn Albert Bender. Es war im Monat April des Jahres 1931.“
Es ist eine Botschaft der Liebe. Im Gegensatz dazu erzählt die angespannte Darstellung des Paares eine andere Geschichte. Rivera wirkt groß, sein Körper ist von seiner Frau abgewandt, während sein betretener Blick auf den Betrachter zeigt. In der Hand hält er Palette und Pinsel, was ihn als den großen Künstler ausweist. Kahlos Kopf ist zu ihm geneigt, eine Hand hält ihren Bauch, während die andere sanft auf seiner Hand liegt.
Frida Kahlos Beitrag zur Moderne
Für die damalige Zeit war ihr Beitrag als Frau zur Moderne bemerkenswert. Aus heutiger Zeit wirkt Kahlo gegenüber Rivera minderwertig, da sie physisch kleiner dargestellt ist als er. Tatsächlich war Kahlo deutlich (etwa 30 cm) kleiner und Rivera wog dreimal so viel, sodass sich über ihre Darstellung im Gemälde und ihre Rolle in ihrer Beziehung deutlich mehr sagen lässt. Kahlo ist mittlerweile als Künstlerin anerkannt und gilt als Ikone des Feminismus und der LGBT-Bewegung.
Diego in meinen Gedanken
Kahlo begann 1940 mit diesem Gemälde, stellte es aber erst 1943 fertig. Das Bild von Rivera prangt wie ein Stempel auf ihrer Stirn. Es scheint, als sei er nicht nur in ihren Gedanken, sondern ein Teil von ihr. In ihr Tagebuch schrieb sie einst, dass Rivera ihr ein und alles sei: „Diego = mein Ehemann / Diego = mein Freund / Diego = meine Mutter / Diego = mein Vater / Diego = mein Sohn / Diego = ich / Diego = meine Welt.“ Die Stränge des Kopfschmucks ihrer mexikanischen Tracht formen ein Netz, in dem sie in ihrer alles verzehrenden Liebesbeziehung gefangen ist.