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Interviews mit Künstlern

Peter Horvath und seine vielschichtige zeitgenössische Collage-Kunst

Horvaths Arbeiten demonstrieren die Fähigkeit der Collage, Erwartungen zu unterlaufen und Denkanstöße zu geben. Seine Kunstwerke, die vorwiegend mit Bildern aus dem frühen 20. Jahrhundert und Hollywood entstanden sind, beschäftigen sich mit dem Beginn der Konsumkultur. Indem Horvath diese Bilder jedoch aus ihrem gewohnten Kontext nimmt, erhalten sie eine spannende, völlig neue Definition.

Von Rise Art | 17. Dez. 2019

Peter Horvath ist ein kanadische Künstler, der mit seinen Foto-Collagen internationale Anerkennung erlangt hat. Seit seinem Kunststudium an der Emily Carr University of Art and Design in Vancouver wurden Horvaths Kunstwerke sowohl in seiner Heimat Kanada als auch international ausgestellt. Einige seiner Kunstwerke finden sich in Dauerausstellungen von Galerien auf der ganzen Welt.

Horvaths Arbeiten demonstrieren die Fähigkeit der Collage, Erwartungen zu unterlaufen und Denkanstöße zu geben. Seine Kunstwerke, die vorwiegend mit Bildern aus dem frühen 20. Jahrhundert und Hollywood entstanden sind, beschäftigen sich mit dem Beginn der Konsumkultur. Indem Horvath diese Bilder jedoch aus ihrem gewohnten Kontext nimmt, erhalten sie eine spannende, völlig neue Definition. Wir haben uns mit Peter Horvath getroffen, um mit ihm über seine Entwicklung als Künstler, seine Arbeitsweise und seine Pläne für die Zukunft zu sprechen.

New York State Of Mind, 2018, von Peter Horvath

 

Erzählen Sie uns etwas über Ihre Anfänge als Künstler. Wann haben Sie Ihre Kreativität zum ersten Mal entdeckt?

Mein Vater war Porträtfotograf, daher befassten sich meine künstlerischen Anfänge mit der Fotografie. Als ich 6 Jahre alt war, habe ich meine ersten Bilderreihen erstellt. Ich habe Freunde von mir einzeln in meinem Kinderzimmer mit einem Gegenstand oder Spielzeug in der Hand fotografiert. Bei meiner nächsten Reihe habe ich Autos auf Parkplätzen in der Nähe dokumentiert, die ich alle mit demselben Winkel fotografiert habe. Auch wenn es mir zum damaligen Zeitpunkt nicht bewusst war: Wenn ich mir diese Bilder heute ansehe, erkenne ich darin eine gewisse Perspektive und künstlerische Intention. 

Pipe Dream, 2015, von Peter Horvath

 

Sie arbeiten vorwiegend mit Collagen. Wie kamen Sie zum ersten Mal mit diesem Medium in Kontakt und welche Möglichkeiten bietet es im Gegensatz zu anderen Medien?

Mitte der 90er Jahre fiel mir ein Buch mit Fotomontage-Titelbildern der AIZ aus den 1930ern von John Heartfield in die Hände. Das hat mich wirklich tief beeindruckt. Ich hatte zuvor noch nie gesehen, das Fotografie so eingesetzt wurde, insbesondere um Ideen zu illustrieren und Botschaften zu vermitteln, indem Elemente ausgeschnitten und miteinander verbunden wurden. Es hat mir neue Wege aufgezeigt, wie man bzw. ich Fotografie als Medium nutzen kann. Also begann ich, mit Collagen zu experimentieren. Zunächst mit meinen eigenen Fotografien, dann auch mit Bildern von Magazinen. Da Fotografie in meiner Familie eine Rolle gespielt hat, stellte die Collage eine Erweiterung eines Mediums dar, das ich bereits mein Leben lang kannte. Durch das Zerlegen der Fotografien begab ich mich aber konzeptuell auf ganz neues Terrain.

Thus Spoke Zarathustra, God Is Dead, 2016, von Peter Horvath

 

Welche Künstler haben Sie besonders beeinflusst?

Wie bereits erwähnt, John Heartfield, aber auch eine weitere Vertreterin des Dadaismus, Hannah Höch. In ihren collagierte Bildern zerreißt sie durch Schnitte und Einfügungen die Figuren und Gesichter und damit unterscheidet sich ihre Arbeitsweise deutlich von Heartfield; dann wäre da noch Francis Bacon, dessen grandiose Gemälde mich dazu inspiriert haben, die Malerei in meine Arbeiten aufzunehmen; die textbasierte New-Media-Kunst von Jenny Holzer sowie Barbara Kruger, die Text und Bild verknüpft – die Arbeiten dieser beiden Künstlerinnen haben mir die Kraft des Wortes und die Verwendung der Typografie in einem visuellen Medium vor Augen geführt. 

Untitled (Lucille Bremer), 2017, von Peter Horvath

 

Durch die Verwendung von Archivmaterial aus der Mitte des 20. Jahrhunderts erhält Ihre Kunst einen eigenen Stil. Was finden Sie an dieser Zeit so inspirierend?

Alte Magazine ermöglichen uns einen Blick auf die Anfänge der Konsumkultur und Kommerzialisierung. Die Werbeanzeigen von damals sind jedoch unschuldiger als das, was wir mittlerweile gewohnt sind. Die Botschaften sind simpel und leicht verständlich, fast naiv, und die Charaktere sind oft eher steif, wie menschliche Puppen. Mir gefällt die Starrheit dieser Figuren und die Neuinterpretation der Botschaften in einem vollständig anderen Kontext. Außerdem ist die Papier- und Druckqualität besonders. Darauf achte ich bei meiner Arbeit. Ich möchte kleine Details in den Fokus rücken, die sonst übersehen werden.

Bowie, 2019, von Peter Horvath

 

Wie würden Sie die Entwicklung Ihres Stils als Künstler beschreiben? Was unterscheidet Ihre Kunst heute von der vor 10 oder 20 Jahren?

Meine aktuellsten Bilder beziehen sich konzeptuell auf meine New-Media-Videokunst, wo ich in die Erzählung und Interpretation eines Narrativs durch Bearbeitung und Mehrfachscreens eingreife. Mit meinen neuen Assemblage-Arbeiten konzentriere ich mich auf Figuren der Popkultur und verschleiere das zugrundeliegende Bild mit verschiedenen Schichten gesammelter Straßenplakate, Magazinfragmenten, Tintenklecksen und Sprühfarbe, wodurch eine abstrahierte Darstellung entsteht. Diese Arbeiten sind in gewisser Weise eine Hommage an die Nouveaux Réalistes der 1960er Jahre, die Straßenplakate nutzten und einzelne Schichten herunterrissen, um das Darunterliegende zum Vorschein zu bringen. 

The Smoker, 2015, von Peter Horvath

 

Sie reißen Bilder häufig aus ihrem gewohnten Kontext. Welche Intention steckt dahinter und inwiefern prägt dies Ihre Kunst?

Für mich ist das ein Gedankenspiel, Elemente aus ihrem Kontext zu schneiden und sie neu anzuordnen, um ihnen so eine völlig neue Bedeutung als ursprünglich beabsichtigt zu geben. Das kann eine schwierige Aufgabe sein, wie das Lösen eines Rätsels. Und obwohl ich ein Kunstwerk mit einer klaren Absicht beginne, entwickelt es sich oft ganz anders als gedacht und offenbart sich mir erst durch den kreativen Prozess.

Untitled (Eva in Aqua), 2018, von Peter Horvath

 

Welche Pläne und Ambitionen haben Sie als Künstler für die Zukunft?

Ich freue mich darauf, weiterhin neue Medien mit Assemblage zu kombinieren. Vor kurzem habe ich begonnen, Farb- und Tintentexturen hinzuzunehmen, angelehnt an die Street Art. Das verleiht dem Ganzen einen modernen, zeitgenössischen Touch, während gleichzeitig meine Intention der Verschleierung des visuellen Narrativs erhalten bleibt.

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