Sie haben sich auf zwei sehr unterschiedliche Formen der Fotografie spezialisiert: Makro und Lichtmalerei. Was fasziniert Sie am jeweiligen Format?
Würde ich mich nur auf eine einzige Form der Fotografie spezialisieren, würde ich wahrscheinlich verrückt werden. Ich glaube, ich habe ein wunderbares Gleichgewicht zwischen zwei sehr unterschiedlichen Fotografiegenres und -stilen gefunden, die mir eine breitere Plattform bieten, um mich selbst auszudrücken.
Light-Painting bzw. Lichtmalerei ist eine der spannendsten und kreativsten Fotografieformen, die man sich vorstellen kann. Ich hatte immer schon viel Spaß an der Landschaftsfotografie und meine Lichtmalerei ist gefühlt eine unmittelbare Erweiterung davon; die Landschaft wird zu meiner eigenen, dreidimensionalen Leinwand, auf der ich mit Licht „male“.
Seit über 20 Jahren bin ich nun schon von der Vorstellung besessen, mit Dioramen meine Ideen und Gedanken zu vermitteln. Da die Kunst figurativ und dadurch optisch ansprechend ist, kann man die Figuren wirkungsvoll als Kommentar zu unzähligen Themen einsetzen.
Wie sieht Ihr Kreativprozess aus? Welche Herangehensweise haben Sie?
Bei der Lichtmalerei dreht sich für mich alles um Formen, Formate und Farben, die im Raum existieren (oder vielleicht gar nicht wirklich existieren?). Mir gefällt, dass diese Formen nicht greifbar sind wie typische Skulpturen, sondern im Wesentlichen Lichtskulpturen innerhalb des Raumes darstellen. Sichtbar werden sie nur durch den Zauber der Langzeitbelichtung.
Die Ideen für meine Makroreihen entstehen normalerweise auf zwei Arten:
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Manchmal schaue ich mir einen Gegenstand an und denke, „das wäre eine wunderbare Requisite für eine Szene nur mit kleinen Menschen“. Und dann suche ich mir Figuren, die damit gut interagieren.
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Oder ich kaufe ein Figurenset, das mir optisch gefällt, und überlege dann eine Weile, welche Objekte damit gut in einer Szene funktionieren würden.
Gibt es eine Kunstrichtung oder einen Künstler bzw. eine Künstlerin, der/die Sie beeinflusst haben?
Generell liebe ich den Surrealismus. Alles, was mich für einen Moment von der Realität löst, hat mich immer schon interessiert. Ich glaube, bei beiden Arbeitsweisen gibt es einen visuellen Zusammenhang mit dieser Kunstrichtung.
Während meines Kunststudiums habe ich die Kunst von David Levinthal kennengelernt (einen Meister der Miniaturfotografie) und seine Kunst hat mir geholfen, die Ausrichtung und Dynamik meiner Arbeit zu verbessern. Er ist ein Genie. Mit der Lichtmalerei habe ich erst viel später begonnen, etwa vor 12 Jahren. An sich wurde ich nicht durch andere Künstler inspiriert, sondern eher von anderen Kunstformen wie der Malerei und Bildhauerei.
Was treibt Sie in Ihrer Arbeit an?
Ich glaube, meine Lichtmalerei wird angetrieben von der Bewegungsfreiheit und der Möglichkeit, mich im Raum auszudrücken. Wenn man mich bei der Erstellung der Bilder beobachtet, hat das schon etwas von Performancekunst.
Die Miniaturfotografie ist manchmal wie ein Einzeiler: Ich probiere etwas aus und am Ende kommt eine Szene heraus, die vordinglich amüsant ist und weniger bedeutungsvoll. Aber ich bemühe mich auch, in viele meiner Arbeiten ernsthafte Botschaften einzubinden. Das zeigt sich eher in meinen Fotografiereihen zu globalen Ereignissen wie dem Brexit, den verheerenden Auswirkungen der Plastikverschmutzung und dem gefürchteten Coronavirus.
Im jeweiligen Spezialgenre arbeiten Sie mit Objekten, die hinsichtlich ihrer Größe völlig unterschiedlich sind. Würden Sie sie auch als getrennte Denkschulen bezeichnen?
Ja, ich glaube definitiv, dass ich jedes Spezialgebiet in meinem Kopf streng getrennt behandle – sowohl in Bezug auf meinen Denkprozess, als auch bei der Umsetzung. Sie sind technisch so verschieden, da wäre es für mich schwierig, allzu viele Parallelen zu ziehen. Vermutlich erfüllt mich die Arbeit mit beiden Ansätzen und Stilen deshalb so sehr. Das hält mein Hirn auf Trab.
Bei Ihren Langzeitbelichtungen bleiben Sie zwar unsichtbar, aber bei der Erstellung der Lichtmalerei sind Sie physisch involviert. Würden Sie sich selbst als Bestandteil Ihrer Arbeit sehen? Zum Beispiel weist „A walk to the water‘s edge“ (Spaziergang zum Rand des Wassers) Fußabdrücke auf. Würden Sie diese als Ihre bezeichnen?
Ja, ich sehe mich selbst definitiv als Teil dieser Arbeiten. Ich glaube, das ist einer der Gründe, warum diese Art der Fotografie für mich so unglaublich magisch und irgendwie poetisch ist. Mir gefällt, dass ich in jeder dieser Belichtungen nahezu die gesamte Belichtungszeit im Bild körperlich anwesend war und dennoch vollständig unsichtbar bleibe. Wir sind Reisende und lassen Bruchstücke unserer Zeit auf Erden zurück. Das repräsentiert dieses Bild. Die Spuren des Lichts sind alles, was von mir zurückbleibt. Das Bild mit den Fußabdrücken ist eine großartige visuelle Darstellung dieser Vorstellung.
Erzählen Sie uns von einem interessanten Projekt, an dem Sie mitgewirkt haben.
Im Jahr 2014 habe ich eine Bilderserie (Light-Painting) für die gemeinnützige Organisation TWLOHA erstellt. Weitere Informationen zur Organisation finden Sie hier. Diese Arbeiten werden für mich immer etwas sehr Besonderes sein. Für mich symbolisieren sie, dass es immer Licht und Hoffnung geben wird, auch während der dunkelsten Zeiten. Weitere Informationen zu meinem Projekt finden Sie hier.
Aktuell habe ich außerdem gerade eine große Auftragsarbeit für AIDA Cruises abgeschlossen. Ich wurde beauftragt, eine Serie mit Dioramen zu erstellen, die ich fotografiert habe, und die Arbeiten wurden nun im Großformat gedruckt. Die Bilder werden Ende dieses Jahres in den Bordrestaurants des neuesten Kreuzfahrtschiffs ausgestellt.
Für alle Fotografen, die mehr über die magische Kunst der Lichtmalerei erfahren möchten, habe ich vor Kurzem ein Buch zu diesem Thema geschrieben. Es ist ab sofort über meine Homepage zum Kauf und Download verfügbar.